Interview
Elke C. Fett
Der Viktualienmarkt ist ein großes Lebensgeschenk mit Suchtfaktor.
Von Stephan Paul Stuemer, 20. Oktober 2021
Elke Fett ist Standl-Sprecherin der Marktleute des Viktualienmarktes in München.
Warum lieben Touristen und Münchner den Viktualienmarkt so sehr? Warum lieben Sie ihre Arbeit?
Ich trau mich nach 25 Jahren Marktfrau am Viktualienmarkt zu sein, von meinem Viktualienmarkt zu schreiben. Täglich miterleben zu dürfen, wie unsere Besucher eintauchen in "unser Zuhause", in unseren Broterwerb und dabei fast immer ins Schwärmen kommen, das ist schon ein großes Lebensgeschenk! Und das dieser Markt einen Suchtfaktor nicht nur bei uns Standlern entwickelt, sondern auch bei den (wenigstens vor Coronazeiten) 6 Millionen Besucher im Jahr, sagt doch alles aus. Kaum in Worte zu fassen.
Erzählen Sie uns ihre Geschichte? Was treibt Sie an? Welche Gedanken begleiten Sie, wenn sie in ihrem "Duftigen Stand" stehen? Welche Ziele verfolgen Sie für die Zukunft?
Mein Traum, Marktfrau am Viktualienmarkt zu werden, liegt weit in der Vergangenheit und meine Lebensumstände haben mich zielgerichtet
auf den Viktualienmarkt geführt. Nun bin ich auch schon viele Jahre die Sprecherin aller Händler die in unserem Verein IGV organisiert sind.
Das ist nicht immer leicht, aber jede Minute lohnenswert. Und wir zusammen haben das Schiff Viktualienmarkt immer im Blick. Sozusagen immer an erster Stelle. Es ist ja der seit vielen Jahren über unser aller Tun schwebende Umbau bzw. die geplante Sanierung des Marktes die wirklich Sorgen bereiten. Der Stadtrat hat vor Jahren versprochen: SANFT, LIEBEVOLL, BEHUTSAM wird diese Mammutaufgabe erledigt. Jedoch gibt bis heute kein Datum, nicht einmal vage. Wir warten es ab.
Das Leben und die erfüllende Arbeit soll für jeden Spaß machen. Alle müssen die gleiche Berechtigung für ihr selbständiges Tun haben. Wie empfanden Sie die zwei harten Lockdowns? Was bewegt Sie im Herzen?
Dieser Corona bedingte Lockdown hat bei uns allen viele Sorgen und Nöte verursacht. Aber nun ist es in unseren Köpfen und auch in den unserer Besucher fast wieder wie vor Corona. Unser Viktualienmarkt hat zwei Weltkriege überlebt und auch Corona schütteln wir ab.
Wir sind alle wieder voll da. Unsere Besucher auch. Was gibt es schöneres, als endlich wieder in die Zukunft zu schauen und uns auf jeden neuen Tag freuen.
Dieser Markt ist ein wichtiger Einkaufspunkt für Hobby- und ja sogar viele "Sterneköche". Das Bindeglied Viktualienmarkt ist immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO. Welche Wünsche haben Sie gerade jetzt für den Markt und seine Gäste? Was wünschen Sie der Kochwelt. Welche Motivation möchten Sie ihnen mitgeben?
Nun haben wir ja den wirklich größten möglichen Bezug zum Kochen und Geniessen. Wir sind so stolz dass es uns gelungen ist nicht nur als erste auf die bayerische Liste des immateriellen Kulturerbes zu kommen, nein auch der internationale Eckart Witzigmann Preis für Lebenskultur im Jahr 2016 an unseren Viktualienmarkt ist bei uns - was für eine Auszeichnung!
Ich wünsche mir ein weiter so. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Unser aller Seelenort wird weiter strahlen, vielen weiter Heimat sein und allen anderen viel Träumereien bescheren.
Ihre Marktfrau
Elke C. Fett
Vorstandsvorsitzende der
Interessengemeinschaft Viktualienmarkt e.V.
Viktualienmarkt 2
80331 München
Tel.: +49 (0)89 260 6887
ecf@duftschmankerl.de